Friday, August 8, 2025

Italiensehnsucht



    Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,

    Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn,
    Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
    Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
    Kennst du es wohl?
    Dahin! dahin
    Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.

    Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach.
    Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
    Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
    Was hat man dir, du armes Kind, getan?
    Kennst du es wohl?
    Dahin! dahin
    Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.

    Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
    Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg;
    In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
    Es stürzt der Fels und über ihn die Flut!
    Kennst du ihn wohl?
    Dahin! dahin
    Geht unser Weg! O Vater, laß uns ziehn!

    Goethe